Auszeichnungen

Baupreis 2007 der Stadt Dresden; nominiert für den Städtebaupreis 2004

„Silver Award“ for theatrical feature film, International Film Festival Houston,
USA 2000

Hans Klein Medienpreis, gestiftet vom Bayrischen Rundfunk 1998

Publikumspreis beim Filmfestival Hof 1993;
Teilnahme an der Berlinale 1993


Presse

Architektur Berlin 06

Presse Martina Georgi 2






















































Immobilienmagazin Dresden, 08/2005

Presse Martina Georgi

SZ 28.12.2003 - „Abschied vom Musterhaus“


für die Wohnanlage „Lukas-Areal“ in Dresden, erbaut 2001-2004.



für den Kinofilm „Verlorene Flügel“ bzw. "Lost Wings", produziert 1998-1999, Regie: Wolfgang Scholz, Produktion: Koppfilm Berlin, sic-film und Edgar-Reitz-Filmproduktion München.



für die Fernsehproduktion „ARD Themenabend-Kampf um Jobs“, produziert von der ARD, 1998.


für den Kino- und Fernsehfilm „Wer zweimal lügt...“, produziert 1992,
Regie: Bertram von Boxberg.
Produktion: aurora television berlin.





Grenzgänger - Nicht alle, die einmal Architektur studiert haben,
entwerfen am Ende Häuser

Dieses Thema erfreut sich bei den Fachmedien seit geraumer Zeit großer Beliebtheit: Architektinnen und Architekten, die die traditionellen Grenzen ihrer Disziplin hinter sich gelassen oder das Aufgabengebiet der Architektur auf interessante Weise erweitert haben.
Die „db“ sprach programmatisch von der „Ressource Architektur“, die Galerie Aedes widmete ihnen eine Ausstellung, das Baunetz portraitierte in einer Artikel-
Serie „Grenzgänger“, und das BDA-Blatt „Der Architekt“ proklamierte selbst-
bewusst den „Neuen Architekten“. Angesichts der enormen Absolventenzahlen
und ihrer noch immer zu einseitig auf das Profil des Entwurfsarchitekten ausgerichteten Ausbildung ist es wie ein kleines Wunder, wie viele von ihnen schließlich trotzdem auf irgendeine Weise ihren Weg auf den Arbeitsmarkt
finden.
Den Weg erfolgreicher Grenzgänger zu betrachten lohnt um so mehr, wenn es ihnen gelang, ihre Ausbildung mit fremden Disziplinen zu verknüpfen oder die Möglichkeiten der Architektur konzeptionell zu erweitern...

...Während bei Jan Pappelbaum der Wechsel in eine fremde Disziplin endgültig scheint, muss man bei Martina Georgi wohl von einem fortwährenden Driften sprechen, einer Reise mit vielen Stationen, die ihr endgültiges Ziel vielleicht noch gar nicht erreicht hat.
Heute ist sie dankbar über die Erfahrungen, die ihr ein halbes dutzend beruflicher Kurswechsel in den vergangenen drei Jahrzehnten bescherten. Aber es würde einfach nicht passen, über Martina Georgi zu sagen, sie kenne ihr Ziel nicht,
lässt alles auf sich zukommen. Das paßt nicht zu dem Elan, mit dem sie alles Berufliche verfolgt.
Dabei ist sie weder überehrgeizig noch ein Workaholic; ihre 52 Jahre sieht man ihr sowenig an wie die enorme Energie, die sie in ihre Projekte hineinpowert.
Sie sitzt hinter ihrer aufgeklappten Referenzmappe, ein Drei-Kilo-Konvolut im
DIN-A1-Format und erzählt nüchtern, mit auffallendem Understatement von ihren Fernsehaufträgen. Nur wenn sie an ganz besondere Erfolgsmomente kommt, hebt sich ihre Stimme und die Mundwinkel auch.

Ihr Diplom als Architektin erhielt sie 1976 an der Technischen Universität Dresden. Nach dem DDR-typischen Berufseinsteig - mit 23 Jahren - als angestellte Architektin in einem Berliner Hochbaukombinat, ging sie auf eigene Faust zum Deutschen Fernsehfunk, wo sie Szenenbilder entwarf und Fernsehfilme ausstattete, „vor allem Krimis“.
1990 war sie kurzzeitig Filmarchitektin bei einer Hamburger Filmfirma, dann
zog sie zwei Kinder groß, plante für ein Berliner Architekturbüro zwei Senioren-
heime, ging wieder zum Fernsehen und entwarf für die ARD und den MDR Fernsehinterieurs - Studiokulissen, Szenenbilder, Moderatorentische - vom Nachrichtenstudio bis zu den Kulissen der „Elefantenrunde“ der Bundestagswahl. Parallel dazu arbeitet sie seit 2001 im Dresdener Immobilien-Unternehmen ihres Lebensgefährten Horst Petersen als Projektentwicklerin, Koordinatorin, PR-Frau, Innenarchitektin.
Und wenn zwischendurch noch eine halbe Stunde Zeit bleibt, erklärt sie Kauf-
interessenten auch gerne die Grundrisse ihres aktuellen Atriumhausprojektes.
Der Ausgangspunkt ihrer zahlreichen beruflichen Umorientierungen war Frust im Beruf. Anfang der achtziger Jahre arbeitete sie innerhalb des Baukombinates in der Abteilung Experimentalbau, die neue Plattenbauten für Lückenschließungen entwickelten. Gar keine uninteressante Arbeit erinnert sich Georgi, nur als die Projekte der Arbeitsgruppe immer wieder sang- und klanglos in irgendeiner Schublade verschwanden, hielt sie nach einer befriedigenderen Arbeit Ausschau. „Freunde haben mir vor Jahren einmal gesagt: Du mußt dich endlich klar für eine Sache entscheiden.“ Sich zu entscheiden bedeutet aber auch, nein zu sagen zu interessanten Projekten, und das fällt ihr schwer. Lange Zeit habe sie die Mehrgleisigkeit als eine Schwäche wahrgenommen, und phasenweise hat sie sich mit zwei Paralleljobs plus Kindererziehung ziemlich übernommen, heute sieht sie das klar. Andererseits will sie ihre breiten Erfahrungen nicht missen, auch weil sie ein Stück Unabhängigkeit sind...

FRANK PETER JÄGER

 




























































Lukas-Areal. Das ehrgeizige Dresdner Bauprojekt steht kurz vor der Fertigstellung. Ein Reihenhaus wurde zur Pilgerstätte.

„Sie müssen das aus dem Bauch heraus entscheiden“, sagt die Architektin, „wollen Sie so wohnen oder nicht?„ Gut, die Antwort will nicht überlegt sein.
Der Bauch sagt ja. Die Augen sagen ja. Wir sitzen in einer dieser Hochglanz-
Zeitschriften, die dem Normalwohner sagen, wie er schöner, angenehmer, stilvoller wohnen kann. Unsinn, wir sitzen im „Musterhaus“.
Der Bauch sagt ja, bitte! Die Hausbank sagt nein, wohl verrückt geworden?
Eine Viertelmillion kostet der Spaß. Also zurück in den sanierten Altbau, 2.Obergeschoß, Straßenlärm, kein Garten, keine Dachterrasse. Adieu, Musterhaus. Danke für den süßen Traum.
Mitten in Dresden findet man eine Pilgerstätte von Architekten und Stadtplanern. Das „Lukasareal“, vormals eine struppige Brachfläche, besteht aus 39 Reihen-
häusern, vier Stadthäusern mit je 7 Wohnungen, einer Ladenzeile und einem kleinem Park in der Mitte der Siedlung. Wer das Innenleben erkunden will, landet automatisch im Musterhaus, das die Architektin Martina Georgi charmant präsentiert. „In diesem Haus hatten wir viele Tausend Leute zu Besuch“. Potentielle Käufer. Mittellose Träumer. Neugierige Architekten, Professoren,
die Fachpresse. Für Studenten der TU wurde vor Ort Schöner-Wohnen-Unterricht gegeben.
Bald hat das Musterhaus seinen Dienst getan. Nur wenige der 39 Reihenhäuser haben noch keinen Käufer gefunden. Anfang 2004 wird jedes Haus vergeben sein. Erst zum Schluß kommt das Vorzeige-Haus an die Reihe. Ob der künftige Bewohner die vornehmen Designermöbel von Philippe Starck übernimmt?
Im Prinzip ist das möglich, aber vermutlich ist der letzte Neuzugang im „Lukasareal“ stilistisch vorgeprägt und möbelbepackt. Denn bei Null fängt hier niemand an. Viele Ärzte, Professoren, Architekten, Bauingenieure, Grafiker und Künstler sind unter den Käufern. Auch das Musterhaus kommt ganz sicher in gute Hände.
Die letzte Ehre vor dem gewöhnlichen Dasein als Reihenhaus wird eine Auszeichnung sein. Die „Stiftung Wüstenrot“ hat unter 600 Wohnbauprojekten in Deutschland das Dresdner Lukasareal unter die Top Ten gewählt. Es gilt als Paradebeispiel für innerstädtisches Bauen, das Grün, Licht und Ruhe garantiert, ohne dass seine Bewohner auf City-Nähe verzichten müssen.
„Urbane Wohntypen“ nennt Martina Georgi die Klientel des Lukas-Areals. Individualisten, die sich ihre Räume maßschneidern lassen. Leute, die zu Fuß zur Arbeit, ins Kino und zum Hauptbahnhof gelangen wollen - ohne den Traum vom eigenen Haus begraben zu müssen.
Verständlich. Flair hat es. Hell, großzügig und originell aufgeteilt ist das Musterhaus. Dort thront der Besucher zunächst am Tisch über dem Wohnzimmer. „Split Level“ heißt die Teilung in erhöhten Essbereich und tiefer gelegte Couch-Ebene. Katzen würden „Lukas“ kaufen, denn die Fußbodenheizung sorgt für kleintierfreundliche Wärme von unten. Der Mensch freut sich über Wände ohne Heizkörper. Die verglaste Terrassenfront öffnet sich zu einer Parzelle Rasen, umstellt von edlem hölzernen Sichtschutz. Für ein Sonnenbad dürften die „Lukaner“ aber ihre grandiosen Dachterrassen vorziehen. Wer, den noblen Luxus des Mittelbaus nur streifend, zwei Etagen nach oben klettert, landet im Paradies. Fehlt nur der Meeresblick. Mediterran wirken die auffälligen, rötlichen Fensterläden, die das ungestört eindringende Licht bei Bedarf aussperren
helfen.
Das Lukasareal wurde von den Berliner Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann geplant. Ihr Büro baute unter anderem das Auswärtige Amt in der Hauptstadt. Das Vorbild für die Dresdner Reihenhäuser waren die historischen "town houses" in London und Amsterdam. „Die Idee war, der zunehmenden Stadtflucht und Zersiedelung der Landschaft etwas entgegenzusetzen: ein Konzept vom Leben in der Stadt“, erklärt Georgi, die mit Müller und Reimann an der Planung und an Details gefeilt hat: gegen ungehemmten Flächenverbrauch, gegen Autopendler, gegen aussterbende Innenstädte.
Das Musterhaus ist also nicht nur schön, sondern auch gut. Kein Wunder, dass Leute vom Fach überproportional unter den Bewohnern des Lukasareals sind. Auch Martina Georgi, die zuletzt die Studiodekoration von „MDR Aktuell“ aufmöbelte, hat hier ihr neues Dresdner Standbein gefunden. Sie bezieht eine 2-Zimmer-Wohnung in einem der jetzt fertiggestellten Stadthäuser. Stilistisch wird ihr Zuhause weniger durchgestylt sein als das Musterhaus mit den Möbeln von Philippe Starck: „Vor einen tollen alten Schrank gehört für mich ein moderner Stuhl. Stile muss man brechen, und Einrichtung ist ohnehin Gefühlssache“. Am Ende ist ein Muster eben doch nur ein Muster.

SVEN CREFELD